Beitrag zum historischen Forum der Drehscheibe

Etwas Nachdenkliches zu unserem Hobby
Anlass war die Suche nach Informationen zu einem Sonderzug
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Ort der Aufnahme: Abzw Anger an der Strecke Wülfrath-Ratingen West (bzw.Abzw. Tiefenbroich) Eine 50er mit Kabinentender aus Richtung Wülfrath kommend in Richtung Ratingen West fahrend.
Aufnahmezeitpunkt: vor August 1974 (Beginn Brückenbau, von dem auf dieser Aufnahme noch nichts zu sehen ist).
Kann jemand helfen ?
Besuchen Sie doch mal:
die Angertalbahn
die Vergangenheit der Angertalbahn
PS: In diesem Zusammenhang sei einmal auf die folgende Problemtik hingewiesen:
Diese Aufnahme habe ich bei einem "Antiquitätenhändler" zusammen mit einigen anderen, aus einem Nachlass erstanden. Neben den Eisenbahnaufnahmen hatte der Verstorbene viele Aufnahmen von Ratingen gemacht. Die Aufnahmen stammten alle aus der Zeit um 1970 und viele zeigten einen nicht wiederherstellbaren Zustand der Stadt (Gebäude/Landschaft usw.) .
Dieses -wenn auch kleine Fotoarchiv- wurde durch die "Abwicklung" des Nachlasses über einen Händler auseinandergerissen. Jeder, der einmal über seine
e n d g ü l t i g e Zukunft, den in unserer Gesellschaft tabuisierten Tod nachdenkt, sollte vielleicht auch einmal an die von ihm erstellten Fotos oder gesammelten Unterlagen denken. Eine im vorhinein geregelte Verwendung des Nachlasses kann der Allgemeinheit Unwiederbringliches erhalten. Aus weiteren "Erfahrungen" in Ratingen kann ich nur empfehlen: Wenn Sie niemanden in Ihrer Verwandschaft haben, dem Sie diese Unnterlagen mit gutem Gewissen überlassen wollen, verfügen Sie schon rechtzeitig eine Weitergabe ihrer Aufnahmen/Sammlung(en) zum Beispiel an Ihr Stadtarchiv oder einen Verein mit eigenem Archiv - sei es ein Heimatverein oder einen regionalen oder überregionalen Eisenbahnverein. Ansonsten finden sich Ihre "Schätze" später im schlimsten Fall auf dem Müll oder auf einem Flohmarkt wieder. Beliebt ist zur Zeit auch des Enkels Hobby, daraus über eine Internetauktion noch Geld zu holen, natürlich Einzelstück für Einzelstück und damit wird alles mühsam Zusammengetragene in alle Winde zerstreut.
Daraufhin gab es noch folgende Gedanken
Autor: ZpG

Kein Lösungsvorschlag, aber ...
... über die von Dir angeschnittene Nachlassproblematik habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, ohne schon zu Konsequenzen gekommen zu sein.
"Wozu" und für wen fotografiert man eigentlich ?
Als Dokumentation für die "Nachwelt" ?
Als Erinnerung an selbst Erlebtes und zur eigenen Freude über gut gelungene Bilder (sicher !) ?
Aus Sammelleidenschaft ("ICH habe aber AUCH ... --> ... früher war's der größere erlegte Bär, mit dem der Jäger sich vor den Jagdgenossen brüstete :-) !) ?
Zwanghaft (z.B. alle Werbeloks haben müssen) ?

Gehen schon in's Philosophische, diese Überlegungen ..

Autor: Andreas Böheim

Fein, daß es hier richtig "Geist" gibt. Und Bernd hat vollkommen recht. Habe schon mehrfach erlebt, wie Sammlungen entsorgt wurden. Aktuell wurde das Postkartenarchiv von Gerd Ohle auf ebay angeboten. Was der Gerd in jahrzehntelanger Arbeit bis unmittelbar vor seinen Tod zusammengetragen hatte, zerstob nun in tausende Winde. Dabei machte gerade diese Vielfalt den besonderen Wert aus. Man(n) wußte bei Buchproduktionen, bei ihm würde sicher etwas historisches zu finden sein. Oft erwiesen sich kleinere oder größere Nachlässe als echte Glückstreffer, wie der bereits zum Bahnbau fotografierende Klempnermeister im Preßnitztal usw.

Unter Reduktion auf "lebenserhaltende Maßnahmen" konnte ich wenigstens ca. 400 meinen Forschungsbereich berührende Stücke erwerben. Deshalb den blöden Mediaspruch abgewandelt: Zum Notar, marsch, marsch. Abraten würde ich, von der DGEG vielleicht abgesehen, von (Eisenbahn) Vereinen, denn die funktionieren oft nach dem Atomisierungsprinzip. In Sachsen haben sie beisp. die Fotothek als Teil der Landes- u. Unibibliothek. Etwas vergleichbares dürfte es wohl in jeder Region geben.

Für mich ist das Knipsen einfach Entspannung und Freude - wenn die DHW (diensthabende Wolke) - dies zuließ. Einfach nur schön, morgens um 7 Uhr in Landeck-Pirten zu stehen, wenn aus beiden Orten links und rechts der Station die Schulkinder freundlich grüßend am Fotografen vorbei zum Schienenbus eilen. Das eine oder andere Lichtbild findet dann schon mal Aufnahme in einen Artikel oder auch größeres Werk.

Wer halt alle 101er haben möchte, auch recht. Alles wird irgendwann mal historisch.

Autor: Stefan Motz

Ich denke auch öfters über den Sinn meines Hobbys nach und was mal daraus wird. Mit Vereinen ist das so eine Sache, in Stuttgart erlebe ich da auch gerade die Atomisierung einer (Schriften-)Sammlung. Bis jetzt ist meine einzige "Vorkehrung", daß ich meine Frau und meine Kinder (wenn sie größer sind) an meinem Hobby insofern teilhaben lasse, daß sie wenigstens den ideellen Wert der Sammlung abschätzen können. Ansonsten habe ich ein paar gute Freunde, die meine Angehörigen auch beraten könnten.

Autor: Gary Larson

Que sera, sera,
whatever will be, will be (Doris Day)
Sach- oder ideeler Wert: bei jedem von uns sammeln sich im Laufe der Jahre unzählige Dias/Negative, aber auch Literatur, Unterlagen - und selten aufgezeichnet - Erinnerungen.
Aus eigenem beruflichen Hintergrund kann ich nur dringend empfehlen, Gedanken über den eigenen Nachlass aufzuzeichnen und anweisen zu hinterlegen. In Form eines Testamentes der Sicherheit halber beim zuständigen Amtsgericht (es muß kein notariell errichtetest Testament sein), wichtig ist bei nicht beurkundeten Testamenten, das es handschriftlich verfasst sein muß (nicht mit Schreibmaschine, nicht als Datei). Ein Testament kann jederzeit geändert werden, es gilt immer nur das letzte verfasste (oder die letzte getroffenen Regelung).
Schwieriger wird es bei "gemeinschaftlichen Testamenten", wenn einer schon Tod ist, ist der Überlebende in den meisten Fällen an die Verfügungen gebunden. Im Zweifel hilft der Notar des Vertrauens.
Und, niemand sollte ernsthaft in die eigene Unsterblichkeit vertrauen. Das kann ins Auge gehen.
Und auch wenn für jeden einzelnen die eigene Sammlung immer etwas besonderes ist: eine kritische Sichtung lohnt immer.
Für Literatur mag das DGEG-Archiv an der Universität Dortmund ein geeigneter Ort sein, dort werden die Bücher der Allgemeinheit zugänglich gemacht, Überstücke werden zugunsten der Institution verkauft.
Aber wer weiß, viele Menschen glauben, ihr Geld "mitnehmen" zu können. Wenn einer weiß, wie das auch mit der eigenen Sammlung geht ... ich bin lernfähig und -willig.
History of the far side

Autor: Daniel Sack

Ich kann auch nur empfehlen das Testament mit einem Anwalt durchzusprechen, da inzwischen ziemlich viele Regelungen beachtet werden müssen bzw. es sich nach dem Tod herausstellt, das manche Aussagen juristisch nicht eindeutig genug sind.
So können Nachlässe schon mal auf eine Weise aufgeteilt werden, von der eigentlich alle Beteiligten wissen, das die Aufteilung nicht dem Wunsch des Verstorbenen entspricht.
Was sich für "normale" Menschen eindeutig anhört kann von Juristen häufig auf die unterschiedlichste Art und Weise interpretiert werden! Aufpassen!

MfG Daniel

Am 22.07.2004 wurde das Thema nochmals im Forum HISTORISCHE BAHN der Drehscheibe-online aufgegriffen
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